Diese Turnierteilnahme hat eine Vorgeschichte, die zu erzählen den Rahmen sprengen würde. Nur soviel: Die Turnierausschreibung hatten wir erstmals am 18.06. in Händen, da machte schon die Parole die Runde, wir würden nicht teilnehmen können, weil … . Am selben Tag wurde dann eine Unterkunft gesucht, einen Tag später gefunden, der Kader sollte am 21.06. beim Lehrgang festgelegt werden – es waren nur 7 Spieler anwesend … . Am 26.06. stand die Teilnehmerliste fest … . Was danach noch zu erledigen ist, wissen Eingeweihte … .
Nach einer strapaziösen Anreise – u.a. mit Schienenersatzverkehr – und in Zügen, deren Stehplätze gut gefüllt waren, kamen wir im ca. 10 Grad Celsius wärmeren Berlin an und das, entgegen den Erwartungen der Hotelleitung, sogar einigermaßen pünktlich. Nach kurzer Diskussion, wer mit wem das Zimmer teilen soll (keine Blockbildung!), wurden die 6er-Stuben dann bezogen.
Mit leichterem Gepäck ging es anschließend zur nächsten S-Bahn-Station. „Nächsten“ meint hier leider nicht räumliche Nähe sondern schlicht eine weitere ÖPNV-Station in 20-Minuten- Fußmarschentfernung. Auch der Weg von der S-Bahn-Station zur Halle zeigte dann einmal mehr, wie groß Berlin ist.
In der Halle wurden wir sehr freundlich begrüßt und die ganzen drei Tage überaus nett vom Orga-Team betreut. Dafür ein wirklich großes Lob in Richtung Berlin Seydlitzstraße!
Das große Zittern galt dann vor Ort den Trikots, die irgendwo vor Berlin im Stau steckten – weniger den Leistungen der vor uns spielenden Teams. Schnell waren sich die Jungs einig: „Alles außer Hamburg ist unsere Kragenweite“. Nicht ganz so sicher waren sich da die Coaches.
Irgendwann waren dann auch die restlichen Spieler und die Trikots da und auch die zuvor ins Blaue zugeordneten Nummern wurden nur kurz diskutiert. Der Verweis auf den bereits angelegten elektronischen Spielbericht half hier doch.
Berlin „weiß“ spielte die erwartete intensive Verteidigung. Die Linie der Schiedsrichter unterschied sich fundamental von dem, was die Kinder aus Schleswig-Holstein gewohnt waren. In der Verteidigung am Ball war alles erlaubt, solange von vorn verteidigt wurde, Hauptsache Druck am Ball. Daran gewöhnten wir uns schnell und hatten auch selbst einige Steals. Schwieriger war es, sichere Pässe gegen diesen Druck zu spielen oder einfache Abschlüsse zu nutzen - da wurde gnadenlos abgeräumt. Das wir dennoch lange Zeit einen nur 10 Punkte betragenden Rückstand halten konnten, lag daran, dass die Regel, keine Ballübergabe durch die Schiedsrichter im Rückfeld bei allen Regelübertretungen bei den keine Anzeige zum Kampfgericht hin nötig ist, von uns schnell internalisiert wurde. Hier konnten wir uns zunächst auf unsere Spieler verlassen, die es aus ihrem Heimatverein gewohnt waren, Bälle von der einen Baseline zur anderen oder sogar schnörkellos in den gegnerischen Korb zu bringen. Tja, irgendwann ging hier aber auch die Luft aus und die Berliner wechselten munter durch. Sobald ihre „1. Fünf“ -deutlich größer und kräftiger als viele unserer Spieler – auf dem Feld stand, wurde es eng. Die Niederlage war kein Beinbruch, insofern die Intensität auf und neben dem Feld immer stimmte – die Spieler waren im Turnier angekommen.
Dann hieß es, wieder auf Wanderschaft zu gehen: Die Essensausgabe wurde nach einem ca. 15-minütigem Fußmarsch erreicht. Hier hieß es für die Spieler, sich schnell noch über das Geschehen in der Konkurrenz m10 zu orientieren, dann etwas zu essen und möglichst schnell wieder an den Spielfeldrand zu kommen.
Der Rückweg ins Jugendhotel bot noch einige Einblicke in die sozialen Probleme eine Großstadt, wie sie sich typischerweise im Umfeld eines Bahnhofs manifestieren. Vielleicht ein Eye-Opener für den einen oder anderen, der zeigt, wie gut es ihnen selbst geht.
Die Nacht war kurz, trotz des späten Frühstücks, man hatte noch lange geduscht und sich viel zu erzählen. Den Weg zur Halle kannten wir jetzt – er wurde nicht kürzer. Unser Tagwerk begann dann mit dem Spiel gegen Niedersachsen, die am Tag zuvor gegen Hamburg verloren hatten. Die Niedersachsen, ähnlich wie Berlin körperlich überlegen, aber mit einer wesentlich reiferen Spielanlage waren für die Jungs ein Gegner auf Augenhöhe, für die Coaches ein potentiell schwierigerer Gegner, da sehr strukturiert und konsequent in ihren Angriffen.
Eine Zeitlang mithalten konnten wir ob einiger wirklich guten Aktionen verschiedener(!) Spieler, die für viel Freude bei uns und einigem Ärger beim Gegner sorgten.
Das Spiel wurde schnell abgehakt und wir konnten uns profanen Dinge zuwenden, sprich zum Essen wandern. Zwischenzeitlich machte sich die um Eltern erweiterte Delegationsleitung Gedanken, wie die Zeit vor dem Spiel gegen Hamburg um 18.50 Uhr im sehr sonnigen und deutlich wärmer gewordenem Berlin sinnvoll zu gestalten sei: Eine Tour in die Innenstadt mit dem üblichen touristischen Highlights wurde entweder als bloße S-Bahn-Fahrt oder verbunden mit weiteren Fußmärschen ebenso in Erwägung gezogen wie ein Bootsfahrt auf der Spree bei etwas frischem Wind. Alles vergebliche Liebesmühe: Richtig lag da Denis mit der Devise, möglichst schnell die Horizontale zu finden, egal ob Hotel – nein(!) Fußmärsche – oder Matte in der Halle. Hierfür plädierten die Spieler.
Das Spiel gegen Hamburg war dann mit Abstand das beste Spiel. Die Spieler kannten sich teils aus mehreren gemeinsamen Trainingseinheiten im Vorgriff auf das Team Nord und hatten sich etwas zu beweisen. Sah es Anfangs nach einem sehr deutlichen Vorteil für Hamburg aus, wurden unsere Aktionen immer besser, der Abstand kürzer, Paul L. aus H. auch wegen zweier verletzter Spieler langsam unruhig. In der entscheiden Phase (Crunchtime) gelangen Hamburg zwei Dreier nacheinander, die sie auf die Siegerstraße brachten. Die dritte Niederlage bedeutete leider den bitteren Gang in das frühe Spiel um 8.45 Uhr am Sonntag. Per Anruf im Hotel wurde das Frühstück für 6.00 Uhr bestellt, bevor es zum Abendessen ging. Entsprechend kurz war die Nacht.
Am anderen Morgen ging es dann um 7.15 Uhr mit vollem Gepäck und einiger Euphorie ins Spiel um Platz 7 gegen Brandenburg. Wir wussten: Wenn wir ähnliche Leistungen wie gegen Hamburg bringen, dann sollte das kein großes Problem sein. Anfangs sah es auch so aus: Eine schnelle Führung wurde auf 10 Punkte ausgebaut, Brandenburg erzielt seine Punkte i. w. aus Freiwürfen. Diese wurden mehr, je länger das Spiel dauerte und zu einem echten Phänomen, insofern Brandenburg von gefühlt 30 Freiwürfen nur einen verwarf. Konsequenterweise wurde immer wieder das 1 – 1 gesucht, das wir auf Grund körperlicher Unterlegenheit nicht immer regelkonform verteidigen konnten. Selbst haben wir ca. 10 Freiwürfe bei nur einem Treffer liegengelassen und in der Endphase mehr als einen Korbleger teils überhastet, teils technisch unvollkommen daneben gelegt. Hoffnung keimte kurz vor Schluss auf, als die Mannschaft die Anweisungen der Coaches, länger zu spielen, den Ball laufen zu lassen, umsetzte und sich mit einem freien Korbleger von links belohnte. In der lange anhaltenden Schlussphase, in der die Führung häufiger wechselte, gelang es der Mannschaft aber leider nicht, erfolgreiche Spielzüge zu stabilisieren.
Eigentlich war dies ein Spiel, wie es sich jeder Coach wünscht, wenn ihm die Spielerentwicklung am Herzen liegt. Jede Situation kann entscheidend sein. Nicht gewünscht ist dann jedoch die Niederlage und sei es auch nur mit 2 Punkten!
Für ein erstes Turnier hat sich die Mannschaft wacker geschlagen. Jeder Spieler hat irgendwann eine richtig gute Aktion gehabt und viel Stimmung erzeugt. Der Einsatz defensiv war teils vorbildlich, so z. B. das Rebounding gegen Hamburg im letzten Viertel und eigentlich immer eine gute Teamleistung.
Dass das Zusammenspiel noch nicht stabil ist, ist ebenso wenig eine Überraschung, wie die Tatsache, dass wir körperlich aufholen müssen. Zu den nötigen Lernprozessen gehören neben den Dingen auf dem Feld auch die das Umfeld betreffenden Dinge bei einem solchen Turnier.
Folgende Spieler waren für den BVSH aktiv:
1. SC Norderstedt: Luis Thiemann
BBC Rendsburg: Nils Lorenz, Leandro Treumann, Jakob Urban
BSG Kisdorf Kaltenkirchen: Ike Fölster, Cody Ortscheid, Jacob Schrader, Johst Walter
Lübecker TS: Sebastian Mildner, Robin Praetsch
TSV Bargteheide: Conrad Homolka
Betreut wurde das Team vom Verbandstrainer Denis Kliuzhyn und Delegationsleiter Jan Winkler.
Jan Winkler, 04.07.2025